Als Digital Consultant mit Büro in der Schanze ist der Besuch des Online Marketing Rockstars Festivals natürlich ein Muss. Auch dieses Jahr wollte ich wieder dabei sein. Während in meinem Umfeld fleißig Tickets gekauft wurden, hatte ich mich in einem Kundenprojekt vergraben. Blieb also nur noch der kurzfristige Ticketkauf. Aber dann ereilte mich die Hiobsbotschaft: AUSVERKAUFT! Und jetzt?
Bei meinen Bemühungen doch noch irgendwie eine Eintrittskarte zu ergattern, wurde ich auf ein anderes Event aufmerksam. Die ConCom Night. Dieser Event fand zum ersten Mal statt und wurde als Auftaktveranstaltung für das OMR-Festival bezeichnet. Das klang interessant, insbesondere da zwei Tage Kongress und Expo sowieso nicht gut mit meinem Kundenprojekt vereinbar waren.
So ließ ich also meine Kollegen zum OMR-Festival ziehen und entschied selbst, mir mal dieses ominöse Event am Abend zuvor anzuschauen. Die Webseite verriet nicht viel.
Am Mittwochabend gegen 19 Uhr ging es los. Meine Begleitung und ich waren pünktlich dort und konnten bei Sekt und kleinen Häppchen beobachten, wie sich die Location nach und nach füllte. Ca. 200 Führungskräfte aus Unternehmen, Agenturen und Start-Ups fanden sich für die Premiere der ConCom Night ein. Obwohl es ein gesetztes Dinner war, blieb die Stimmung locker. Philipp Westermeyer stimmte den Abend in seiner gewohnten, liebenswürdig zerstreut anmutenden Manier ein.
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— Digital Natives (@THERON_MA) March 1, 2017
Der Start-Up Entrepreneure Philippe von Borries von Refinery 29 durfte sich als erstes neben Westermeyer auf die Bühnenbretter setzen – wie richtige Rockstars halt.
Refinery 29 gehört mit einem Umsatz von 100 Mio. US-Dollar und einer Firmenbewertung von 500 Mio. US-Dollar zu den aktuell erfolgreichsten Content-Projekten. Das Portal für Millenial Frauen, so berichtet er, findet seine Leser vor allem auf Social-Media-Kanälen wie Facebook, Instagram und Snapchat. Neben klassischen Frauenthemen wie Mode, Lifestyle, Essen und Promis produziert Refinery 29 aber auch aufwendige Reportage zu gesellschaftspolitischen Themen. „Für manche ist es vielleicht überraschend, aber Frauen interessieren sich auch für Politik und Sport.“ Weiter betont er, dass sich der Content auch nicht ausschließlich an das weibliche Geschlecht richtet. Auch Männer gehören zu den Lesern. Der gebürtige Kölner, der damals als Austauschschüler in die USA ging, bestätigt im Gespräch die hohe Relevanz von Video als Format und verrät wie sehr ihn der Markteintritt von Refinery 29 in Deutschland freut.
Dann kommt die Vorspeise. Kalbsrücken, Heu-Büffelmilch, Gelbe Ofen Beete, Fenchel-Schüttelbrot und getrocknetes Sauerkraut.
Constantin Eis gesellt sich kurz darauf zu Philipp Westermeyer und Soheil Dastyari, CEO von Territory und Gastgeber, auf die Bühne. Das US-Startup verkauft Matratzen über das Netz und hat 2015 über 100 Millionen US-Dollar Umsatz gemacht. Der Co-Founder und Global Managing Director von Casper berichtet über den ganzheitlichen Content-Ansatz des Unternehmens – vom Stiftung Warentest Beitrag bis hin zu humorvollen Kampagnen, die beispielsweise aufzeigen wie wichtig eine neue Matratze nach einer Trennung ist.
Es macht Spaß, Constantin Eis zu lauschen, wie er aus dem Nähkästchen plaudert. Er erzählt davon, wie sie das Geschäftsmodell auf Basis von Marktanalysen und dem richtigen Riecher für eine gute Idee entwickelt haben. „Schlafen wird immer wichtiger für uns“, sagt er und geht dann auf die Customer Journey ein. Er betont, wie essentiell es ist im Kopf des Kunden präsent zu bleiben, da Matratzen ja eher selten gekauft werden.
Kurze Zeit später passiert es dann. Ein Raunen geht durch den Saal. Besonders die Männer scheinen enttäuscht. Pamela Reif, Deutschlands Instagram-Queen musste leider kurzfristig absagen. Zum Glück kann Westermeyer die Situation entschärfen: Ganz spontan konnte man Sofia Tsakiridou, ebenfalls erfolgreiche Instagram-Influencerin, für den Abend gewinnen.
Als Sofia auf die Bühne kommt, wirkt sie im ersten Moment schüchtern. Das ändert sich aber schnell. Mit ihren Aussagen zum Thema Influencer Marketing, dem Geschäftsmodell dahinter und wie wichtig dabei Authentizität ist, beeindruckt sie nicht nur mich. Einem Model bzw. Instagram-Sternchen von Anfang 20 hatte man – mich eingeschlossen – diesen Tiefgang nicht ohne Weiteres zugetraut. Während sie berichtet, wie wichtig es ist, gute Deals mit den Marken einzufädeln, sich aber trotzdem treu zu bleiben („hinter mindestens 90% der Dinge, die Du tust, musst Du auch stehen“), abonniere ich sie bei Instagram.
Als Westermeyer sie dann nach Ihrem Verdienst fragt, wird sie verlegen. Sie versucht sich aus der Affäre zu ziehen, schafft es aber nicht. Ohne ihren genauen – und nicht unbedingt gewollten – Wortlaut wiederzugeben: Es lohnt sich, es lohnt sich WIRKLICH!
Die Hauptspeise kommt. Müritz Lammrücken mit Pulled Lamm, gegrillten Zwiebeln, Buchweizen und Kerbelknolle, Mohrrübenpüree.
#HansChristianSchwingen über die #DigitalisierungimFussball und das der Mensch im Mittelpunkt stehen muss #Telekom #concomnight #OMR17 pic.twitter.com/RPDrpbCEXr
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Auch Hans-Christian Schwingen, der Chief Brand Officer der Telekom, berichtet von seiner Sicht auf das Thema Content Communication. Letztes Jahr wurde er mit dem Award „CMO of the Year 2016“ ausgezeichnet und ist an dem Image-Wandel der Telekom maßgeblich beteiligt. Er spricht über die digitale Transformation und dass der Kunde im Mittelpunkt stehen muss. Besonders am Herzen scheint ihm dabei das Projekt Sea Hero Quest zu liegen. Diese App ist gleichzeitig Spiel und Beitrag zur Demenzforschung. Ein tolles Projekt, denke ich. Respekt Telekom! Er sagt natürlich, dass das Hauptgeschäft der Telekom nicht vergessen wird. Das sein Herz aber für die neuen und kreativen Dinge des Unternehmens schlägt, ist klar ersichtlich.
#AlexanderSchlaubitz über die Beziehung von #Lufthansa zu #contentmarketing #concomnight #omr2017 pic.twitter.com/5UYuXuFVVl
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Als Alexander Schlaubitz, Vice President Marketing Communication der Lufthansa, wenig später auf dem Bühnenboden Platz nimmt, sind die meisten Gäste bereits satt und zufrieden. Die Laune ist gut. Schlaubitz erzählt wie die Siegerflieger-Kampagne zur Fußball-WM zustande kam. Hier war auch die Gastgeber-Agentur Territory maßgeblich beteiligt. Auch wenn im Nachhinein alles so perfekt aussah, eine Fluggenehmigung kam erst in letzter Minute. „Jemand sagte, wir könnten über Tegel fliegen und ich erwiderte: Da sieht uns doch keiner.“ Er berichtet weiter, wie beeindruckend es ist, wenn alles zusammen kommt. Denn hätte die Mannschaft nicht gewonnen oder hätte es keine Fluggenehmigung gegeben, wäre diese Kampagne wohl kaum so erfolgreich geworden. „Manchmal hat man einfach Glück“. Soheil Dastyari ergänzt noch: „Und das Schlimme ist, viele Kunden kommen zu mir und sagen: Genau sowas will ich auch“.
Es ist Zeit für das Dessert. Honig und Met, Sauerteigeis, kandierte Schwarzwurzel, Topinambur mit Hefe.
Bevor es allmählich Zeit wird, die Tanzfläche zu stürmen und das Networking noch etwas mehr Fahrt aufnehmen kann, wird noch ein letzter Gastredner auf die Bühne geholt: Alexander Tayler, Chief Data Officer at Cambridge Analytics. Ein junger Mann, der mich ein wenig an Ron Weasley aus den Harry Potter Filmen erinnert, kommt nach vorne. Phillipp Westermeyer wechselt ins Englische.
Es dauert eine Weile bis mir klar wird, wer da vorne sitzt. Denn dieser Gast war nicht angekündigt. Tayler berichtet von seiner Arbeit und gibt uns einen Einblick in die Nutzung von Big Data im amerikanischen Wahlkampf. Sein Unternehmen hat 2016 für Trump datengetriebene Wahlkampagnen realisiert. Laut eines Artikels zeigten sie ihm, „dass es die Bombe gibt“ und haben damit zum Sieg maßgeblich beigetragen.
Man merkt schnell, dass Taylor das Thema leicht unangenehm ist. Auf die Frage, ob er den Artikel lieber ungeschehen machen würde, bejaht er. Es sei nicht korrekt was dort stehe, da kein Kandidat durch Big Data den Sieg holt, der nicht grundsätzlich Potential hat zu gewinnen. Dann ergänzt er: „Wenn es um das Zünglein an der Waage geht, dann können diese Kampagnen entscheidend sein.“ Er berichtet darüber wie das Unternehmen Daten analysiert und nutzbar macht. Das klingt alles höchst interessant. Die leichte Anspannung in der Luft ist jedoch nicht zu leugnen, als Westermeyer zu Publikumsfragen aufruft. Auf die Frage, ob er es für richtig hält, für einen Kandidaten wie Trump zu arbeiten, holt Taylor kurz aus und erzählt, dass sie zu Beginn für Sanders gearbeitet hätten. Er sagt weiter, dass Cambridge Analytics keine politische Stellung einnehme und es sich um eine professionelle Geschäftsbeziehung gehandelt habe. Irgendwie schafft es Westermeyer die Stimmung wieder aufzulockern. Er bedankt sich herzlich bei Alexander Taylor und eröffnet im Anschluss die Bar.
Ich bestelle mir ein Ratsherrn Lager OMR17 Edition und begebe mich ins Getümmel. Der Net Promoter Score von ConCom Night steigt um meine Stimme an. Es war ein großartiger Abend!
Toller Abend mit unglaublich interessanten Gästen & leckerem Essen #vielenDank #concomnight #OMR17 @Saskia_Mi pic.twitter.com/EbyRZWQ0Mu
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