Markus Ziegler, Geschäftsbereichsleiter von www.pakadoo.de sowie Mitglied der Geschäftsleitung der LGI-Gruppe, teilt seine Erfahrungen mit uns, warum er sich für den Weg des Corporate Startups und die externe Unterstützung durch THERON entschieden hat.
Innovationsfreude? Feste Strukturen, steile Hierarchien und etablierte Abläufe verhindern in Konzernen und tradierten Unternehmen oftmals den Wunsch nach mehr Innovationen. Corporate Startups können hierfür eine Lösung bieten – sofern einige wichtige Grundregeln berücksichtigt werden.
„Ausprobieren, Scheitern, Anpassen – das macht ein Startup aus. Das kann ich als Verantwortlicher für pakadoo aus eigener Erfahrung sagen“, berichtet Ziegler. Corporate Startups sind Unternehmen im Unternehmen. Hauseigene Neugründungen, kleine, ausgelagerte und kreative Teams, welche den Innovationsmotor innerhalb fester Strukturen agil und iterativ befeuern sollen. Geschwindigkeit und Flexibilität sind der große Trumpf, um innovative Ideen sowie Lösungen hervorzubringen und am Leben zu halten. Durch die operative Trennung vom Mutterunternehmen entstehen flache Hierarchien. Dies hilft dem Startup, sich frei zu entfalten und Herausforderungen mit schnellen Lösungen oder Anpassungen zu begegnen.
Kurze Entscheidungswege führen dazu, dass Projektbudgets flexibel eingesetzt, externe Partner einfach mit eingebunden, und neue, vielversprechende Ideen direkt – auch während des laufenden Geschäftsbetriebs – getestet werden können. Prinzipien wie „Trial and Error“ oder „Fail fast“ ermöglichen einem Startup vor allem in den Funktionsbereichen IT, Marketing und Vertrieb die Chance, sich durch zu akzeptierende Rückschläge innerhalb eines iterativen Lern-Prozesses an bestmögliche und vom Markt akzeptierte Lösungen anzunähern. Das Gleiche gilt auch in Verbindung mit dem Einsatz von digitalen, cloud-basierten Collaboration-Tools (z. B. Evernote, Trello und Jabber), welche die teaminterne Effizienz maßgebend steigern können. Der Einsatz solcher und ähnlicher Tools ist bei großen Unternehmen mit zentraler IT-Abteilung oftmals mit bürokratischen Hürden verbunden – einfacher und schneller wird es durch die Ausgliederung als Corporate Startup.
Von allen Seiten richtig verstanden und gelebt, bietet das Corporate Startup enorme Vorteile. Was heißt das? Das Startup sollte zum einen größtmögliche Freiheiten in seinen Entwicklungsmöglichkeiten genießen. Kein Reinregieren in Organisation, Prozesse, Entscheidungen. Keine unrealistischen kurzfristigen Ergebniserwartungen oder permanenter Abgleich mit den Interessen des Mutterkonzerns. Smart ist es jedoch auch, im Bedarfsfall dem Corporate Startup die Nutzung von Technologien, Ressourcen, Erfahrungen und Know-How aus dem Mutterunternehmen zu ermöglichen – ganz ohne Kontrahierungszwang versteht sich. Auch in Sachen Finanzierung kann ein Corporate Startup schneller sein als ungebundene Startups. Der Investor muss nicht aufwendig gesucht werden. Die erforderliche Überzeugungsarbeit der Entscheider bleibt hingegen in beiden Fällen erforderlich und vergleichbar.
Immer mehr Corporates suchen in der Neugründung eines firmeninternen Startups oder durch das Aufsetzen von Inkubatoren- oder Acceleratoren-Programmen die Chance, Innovationen zur Marktreife zu entwickeln und nachhaltige Effekte für das eigentliche Kerngeschäft zu erreichen. Das Lernen von Verhaltens- und Herangehensweisen der Startups sowie positive Reputationseffekte sind weitere Gründe, die etablierte Unternehmen wie Daimler, Bosch, große Medienhäuser und viele mehr dazu bringen, eigene Corporate Startups zu gründen. Bereits ein Drittel der DAX-Konzerne haben Kooperationsprogramme mit Startups.
Auch die LGI Logistics Group International GmbH, einer der zehn größten deutschen industriellen Kontraktlogistiker, hat 2015 mit pakadoo sein hauseigenes Corporate Startup gegründet. Knapp ein Jahr zuvor war die Idee für einen digitalen Service, der das Empfangen und Retournieren von Privatpaketen im Büro ermöglicht – unabhängig vom Paketdienstleister – entstanden.
„Bei der Entwicklung dieser Last Mile Lösung mussten jedoch auch wir im pakadooTeam feststellen, dass die Umsetzungsgeschwindigkeit für ein Startup innerhalb des Mutterunternehmens nicht optimal war. Eine neue Idee zu haben, ist die eine Sache, schwieriger ist die Umsetzung“, so Markus Ziegler „Denn: Neue Wege brauchen neue Räume.“
Um sich als Startup also voll entfalten, neue Konzepte entwickeln und den kreativen Freiraum nutzen zu können, war auch hier die räumliche Trennung vom Mutterunternehmen nötig. Die Besonderheiten eines Corporate Startups wurden erst nach Bezug eigener Räumlichkeiten vollends spürbar. „Mit diesem Schritt konnten wir die Effizienz steigern sowie die Vorteile der schnellen Kommunikationswege und operativen Reaktionsgeschwindigkeit nutzen. So war es möglich, eine Hands-on-Mentalität zu entwickeln.“ berichtet Ziegler von seinen Erfahrungen.
Er erklärt: „Wir haben uns ebenfalls in einer frühen Phase dafür entschieden, unser Team durch externe Unterstützung von THERON Management Advisors zu verstärken. Gute Ideen und Ansätze sind nur so gut, wie man sie weiterentwickelt und zu einem marktreifen Geschäftsmodell führen kann. THERON hat hier insbesondere mit Startup und Company Builder-Erfahrung enorm geholfen, den Fokus zu wahren, Rückschläge als Entwicklungschance zu sehen und die erforderlichen Lernkurven und Weiterentwicklungsstufen des Business Models bis zum Launch und auch danach mit großer Agilität, Speed und Pragmatismus zu durchlaufen. Auch die Tatsache, dass THERON über ein exzellentes Netzwerk in der Logistikwelt verfügt und zu gleich sehr gut in der digitalen Startup-Szene etabliert ist, hat zu guten und zum Teil unerwarteten Kooperationen mit Multiplikatoren geführt.
Erstaunlich ist auch, was wir an Erkenntnissen und Möglichkeiten aus pakadoo für unser Tagesgeschäft in der LGI Gruppe mitnehmen konnten. So eröffnete uns pakadoo – als spannendes Thema – beispielsweise einen ganz neuen Zugang zu Bestands- und Neukunden. Neben dem Launcherfolg und dem erfreulichen Zuspruch aus dem Markt – u.a. HP, IBM, Deutsche Bahn – für pakadoo fühlen wir uns auch durch die uns im Februar 2016 verliehene Auszeichnung mit dem DVZ LEO Award für Innovation darin bestätigt, auf dem richtigen Weg zu sein.“