„Mehr Mut und Agilität, liebe Organisation!“ – mit diesem Aufruf habe ich begonnen. Doch wie kommen wir nun aus dem Startblock? In diesem Beitrag [Teil 3 von 3] geht es genau darum: Wie legen wir los?
Die ersten beiden Teile unserer Reihen haben gezeigt, was agile Organisationsformen ausmacht und welche prominenten Unternehmen sich bereits auf den Weg – zu mehr Agilität und Flexibilität – gemacht haben.
Doch, was können wir aus diesen Erkenntnissen lernen?
Alles bleibt anders. Nur was sich bewegt, kann sich verändern. Die Notwendigkeit, Unternehmen radikal anders als in der Vergangenheit zu organisieren, wird mit unterschiedlichem Tempo und Heftigkeit jeden treffen. Die größte Herausforderung liegt meiner Erfahrung nach in der erforderlichen Bereitschaft, mitunter lang eingeübte Verhaltensmuster und eigene Werte zu hinterfragen und zu verändern. Für diesen kulturellen und Bewusstseinswandel braucht es starke Vorreiter bzw. Mitstreiter im Sinne von Evangelisten. Dieser Bewusstseinswandel benötigt vor allem auch Zeit: hiervon ist jede Hierarchieebene – vom Top-Manager bis zum Sachbearbeiter – betroffen. Die Tragweite der postulierten Veränderungen zu realisieren, zu akzeptieren und schließlich zu „umarmen“ dauert …
Die Auseinandersetzung mit dem Thema kann daher gar nicht früh genug beginnen. Die Erarbeitung einer Vorgehensweise und die Adaption eines – vielleicht auch hybriden – Organisationsmodells für das eigene Unternehmen wird ein Prozess mit vielen Widerständen und Hindernissen. Der Erfolg wird von der Überzeugung und Überzeugungskraft der Leitfigur abhängen.
Aber aller Anfang ist schwer – daher machen Sie keine halben Sachen!
Stellen Sie sicher, dass die Grundlagen verstanden und angenommen werden – beginnen Sie in kleinen Schritten mit dem Einstieg in agile Methoden, denn i.d.R. wird hier deutlich mehr Anpassungsfähigkeit von allen Beteiligten gefordert, als bei der Einführung klassischer Arbeitswerkzeuge.
In der Praxis haben sich die folgenden fünf wichtigen Prozessschritte für eine erfolgreiche agile Transition herausgeformt:
Mit einem Pilotprojekt beginnen
Der Auswahl des Pilotprojekts kommt sicher eine besondere Bedeutung zu: Schnelle, kleine Erfolge motivieren das daran arbeitende Team und überzeugen Skeptiker in der Organisation. Hierzu empfehlen sich also Themen, in der organisatorische Agilität besonders gut ihre Stärken zeigt. Kundennahe Themen wie z.B. im Pre- oder After-Sales-Service bieten sich an. Stichworte sind hier: Komplexität, Wettbewerbsnähe, datengetriebene Transparenz, kundenindividuelle Ansprache und Entscheidungen. Aber machen Sie bitte nicht den Fehler und beschränken die Kommunikation ausschließlich auf die Mitglieder des Pilotprojektes. Alle Kontaktpunkte, um das Projekt-Team herum, müssen verstehen warum und mit welchem Ziel das Projekt aufgesetzt wurde. Ansonsten kommt es schnell zu Verwirrungen und Ablehnung.
Bleiben Sie nicht auf der methodischen Ebene, sondern öffnen Sie sich für einen Mindshift innerhalb der Organisation. Schaffen Sie eine Fail fast-Kultur, in der Fehler zum Entwicklungsprozess dazu gehören. Übertragen Sie den Funktionsbereichen, Projekt-Teams und einzelnen Mitarbeitern mehr Eigenverantwortung und Entscheidungsbefugnisse und versuche Sie, die Abteilungsgrenzen zu durchstoßen und die interdisziplinäre Zusammenarbeit zu fördern.
Was gilt es auf dem Weg zu beachten?
Folgt man also den oben genannten Schritten zur Implementierung von „Agilität“ in eine Organisation, gilt es – vor allem für etablierte Unternehmen – einige wichtige Tipps zu beherzigen.
Sorgen Sie für positive Stimmung …
… und lassen Sie Raum für Kritik und Humor!
Gezwungene Lockerheit ist hier nicht gefragt: Ein Klima von Unterstützung und wechselseitiger Wertschätzung entsteht, wenn sich alle ernst genommen fühlen. Diese positive Grundstimmung wirkt fast immer ansteckend und stärkt die zwischenmenschlichen Bindungen (im Team und darüber hinaus).
Nehmen Sie ALLE Beteiligten mit …
… vor allem das mittlere Management!
Ohne das mittlere Management gibt es – besonders in größeren Organisationen – keinen funktionierenden Einstieg in agile Konzepte.
Klare Ziele, klare Sprache …
… sorgt für aktive Unterstützung und für Verantwortungsübernahme!
Ziele, Erwartungen und der Weg dahin sollten unmissverständlich kommuniziert werden – das aktive Mitmachen wird ohnehin immer eine Wahlentscheidung jedes einzelnen bleiben. Klarheit in den Erwartungen fördert stark das Vertrauen, das es braucht, wenn eine aktive Unterstützung mit Übernahme von Verantwortung geschehen soll. Eine funktionierende Selbstorganisation ohne eine bewusste Übernahme von mehr Selbstverantwortung wird es nicht geben. Das ist nun einmal so, auch wenn es für manche unbequem ist.
Persönlichen Ärger produktiv machen …
… auch negative Emotionen sind zulässig und enthalten Energie für positive Veränderungen!
Warten Sie nicht auf den richtigen Zeitpunkt – starten Sie!
Der hier skizzierte Weg und die Tipps machen deutlich, dass es nicht den einen Königsweg gibt und auch nicht das eine Ziel und das einzig Konstante bleibt die Veränderung. Wie der Titel schon sagt: BeWEGlichkeit ist das Ziel! Welche Ausprägungen die Organisationsformen von morgen annehmen werden und welche sich in den jeweiligen Umfeldern als optimal herausstellen, kann auch ich nicht vorhersehen. Sicher ist jedoch, dass die bisherigen Organisationsformen vielfach ihre Grenzen erreicht – oder teilweise überschritten – haben. So wie neue Geschäftsmodelle im Rahmen der digitalen Transformation bis dahin etablierte Unternehmen verdrängt haben, so werden neue „agile“ Organisationsformen, die bisherigen hierarchischen Strukturen ergänzen und zunehmend ablösen.
Meine Empfehlung lautet daher, bei aller Unsicherheit couragiert und offensiv mit den Herausforderung umzugehen und diese als Chance zu begreifen. Wenn Sie für den Einstieg noch den richtigen Sparrings-Partner suchen, dann stehen wir Ihnen gerne zur Seite. THERON hat vielfältige Erfahrungen in der Weiterentwicklung von Organisationen, kennt die Mechanismen und Wechselwirkungen, die für einen erfolgreichen, individuellen Entwicklungspfad entscheidend sind und kann Ihnen mit der richtigen Expertise zur Seite stehen.
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